Eine Weihnachtsgeschichte im Juni

Neben den üblichen Toastern, Heckenscheren und Nähmschinen gelang es den findigen Reparateuren des letzten Repair Cafés, auch 50 Jahre alte Kinderheitserinnerungen zu retten. Weit vorausschauend hatte eine Dame jetzt im Frühsommer eine Weihnachtskugel aus Kunststoff mitgebracht, in der die Figürchen den Halt verloren hatten. Durch einen minimalinvasiven Eingriff konnten Kind und Teddy wieder aufgerichtet und verankert werden. So trägt das Repair Café nicht nur zur Vermeidung von Abfall und Neukonsum bei, sondern hilft auch, schöne Erinnerungen (und den zugehörigen Familienfrieden) weiterleben zu lassen.

Die reparierte Weihnachtskugel

Die reparierte Weihnachtskugel

Tief Luft holen …

… kann man jetzt vor unserem Haus. Dank einer großzügigen Spende eines Nachbarn aus der Baugemeinschaft HerzClouth gibt es dort jetzt nämlich eine öffentliche Luftpumpe, um Bälle, Autoschläuche (zum Rafting), Fahrradanhängerreifen, Dreirädchen und Fahrradreifen mit essentiellem Gasgemisch zu befüllen.

Um die Pumpe vor allzu rauen Witterungseinflüssen zu schützen ist sie unter der Sitzbank montiert und somit nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich. Um sie leichter auffindbar zu machen findet man sie aber zumindest auf OpenStreetMap, genauer:

Wer aufmerksam durch die Welt geht findet sie aber auch auf konventionelle Weise:

Luftpumpe in witterungsgeschützter Position

Luftpumpe in witterungsgeschützter Position

Wunschnachbarn planen Erlebnistunnel

Einige haben bestimmt schon die Tafeln gesehen, die seit einiger Zeit im öffentlichen Raum montiert wurden und über die Geschichte der Clouth Werke informieren. (Siehe dazu unseren separaten Blogeintrag) Offiziell wird dieser sogenannte „historische Pfad zur Erinnerung an die Geschichte der Clouthwerke“ mit einem Fest am 14. Juni 2023 eingeweiht werden.

Bekanntermaßen wurde von den Clouth Werken bis vor einigen Jahren Gummi für alle möglichen Zwecke produziert; unter anderem Förderbänder für den Braunkohletagebau! Nach unseren Recherchen befand sich ziemlich genau dort, wo unser Haus heute steht, eine kleine Abteilung, die Prototypen von Konsumgütern aus Gummi für andere Firmen herstellte.

Dies nehmen wir Wunschnachbarn als Anlass, auch einen eigenen Beitrag zur Geschichte der Clouthwerke zu leisten. Gleichzeitig wollen wir damit  ein kritisches Licht auf unsere zivilisatorische Abhängigkeit von Gummiprodukten werfen.

Konkret planen wir, unseren Kellerflur als Erlebnistunnel mit allerlei Produkten aus Gummi zum Riechen und Fühlen auszugestalten. Öffnen werden wir dieses Erfahrungsfeld immer an den Tagen unseres Repair Cafés.

Dafür suchen wir noch diverse Gummiprodukte wie (kleine) Reifen, Gummitücher, Dichtungen, Tauchermasken, Motorradbekleidungsstücke, Haargummis, Handschuhe, gerne auch Spezialartikel für SM-Fans und vieles mehr solange es an unsere 8 mal 2 Meter große Wand passt.

Abzugeben sind diese Objekte am 1. April 2023 zwischen 11:11:00 und 11:11:11 Uhr.

Vielen Dank für Euren Humor.

Keine Klagen mehr

Nie mehr werden wir uns über die mangelnde Geschwindigkeit von Bauvorhaben der Stadt Köln beklagen. Denn wir sind selbst nicht gerade die schnellsten. 2019 gab es nämlich den Beschluss, unsere Mülltonnen zu umhausen und die Umhausung zu begrünen.

Dann wurde geplant und gedacht, geruht und gerechnet, gewartet, designt und bestellt, gehobelt und geschliffen, gesägt — nein, so schnell ging das doch gar nicht. Vor dem Hobeln wurde erst mal das Gartentürchen um 25 cm versetzt, damit der Weg in den Garten möglichst kurvenfrei ist.

Regenrohrverlegung

Dass diese Aktion so viel Zeit gekostet hat wie der gesamte Bau der Müllumhausung erwähnen wir an dieser Stelle nicht. Denn die Aus- und Neu-Einbetonierung der Gartentürpfosten sowie die Verlegung der Entwässerungsinfrastruktur war ratz fatz erledigt. Und danach wurde gehobelt, gesägt, geschliffen, gestemmt, gefast, gemessen, gebohrt und geschraubt, sodass wir jetzt einen fast fertigen Müllpalast haben. Die Begrünung desselben werden wir demnächst bekanntgeben, voraussichtlich im gleichen Jahr, in dem die grundsanierte Kölner Oper eröffnet wird.

Der noch unbegrünte Müllpalast

Der noch unbegrünte Müllpalast

Semantische Genealogie

Das ist der angeberische Ausdruck für „Woher kommt eigentlich der Ausdruck“. Nein, nicht der Ausdruck „Ausdruck“, sondern der seltsamen Name unserer Straße „Auf dem Stahlseil“. Neulich wurde am Nachbarhaus ein Schild angebracht, das dieses Rätsel löst:

Schild des historischen Pfads Clouth

Schild des historischen Pfads Clouth

Eine Laudatio an die Initiator*innen, denn diese Epiphanie der semantischen Genealogie hilft uns, den genius loci unserer Heimat erst richtig … ach Quatsch: Einfach DANKE!

Spieglein, Spieglein

Manchmal muss man sich ganz bewusst selbst im Spiegel betrachten um die grauen Haare zu entdecken, die man in der Alltagshektik oft übersieht. Damit endet aber auch schon die Tragweite des Vergleichs zu dem, was wir uns neulich als Gemeinschaft gegönnt haben. Denn im Unterschied zum grauen Haar kann man etwas gegen unhinterfragte, evtl. auch überkommene Routinen unternehmen – sofern man sie als überdenkenswert erkannt hat.

Genau das war Zweck unseres neulichen Reflektionstages, bei dem wir uns tief in die Augen gesehen haben und auch Dinge ausgesprochen haben, die man im Alltag gern mal unter den Teppich kehrt. Angeleitet von zwei externen Moderator*innen haben wir beispielsweise eine Ahnung davon entwickelt, dass sich unsere monatlichen „Wunschversammlungen“ vielleicht anregender gestalten lassen; oder dass sich unser Konsensverfahren vielleicht pragmatischer handhaben lässt. Zu beiden Themen wurden kleinere Gruppen gebildet, die konkrete Verbesserungsvorschäge erarbeiten sollen. Mal sehen, was demnächst dabei heraus kommt.

Und im Herbst wollen wir uns nochmal eine ähnliche Auszeit nehmen, um gemeinsam zu überprüfen, worin denn unsere gemeinsamen Werte und unsere gemeinsame Identität bestehen und was das konkret bedeuten soll. Wir sind ja ursprünglich beim Konzeptvergabeverfahren um unsere Grundstück mit einer schriftlichen Vision angetreten und alle Wunschnachbarn haben diese in vollem Bewusstsein unterschrieben. Im Herbst wollen wir mal in den Spiegel schauen und selbstkritisch reflektieren, ob uns diese Vision noch als Gemeinschaft trägt – ob wir sie erweitern können oder reduzieren müssen oder … Wir werden berichten.

Die Wunschnachbarn auf dem Reflektionstag

Die Wunschnachbarn auf dem Reflektionstag

Optimismus für die Ukraine

Sehr viel Optimismus für die und aus der Ukraine brachte neulich ein Gruppe von Besucher*innen mit, die sich für unser (Passiv-) Haus, unsere Gemeinschaft und ihre Entstehungsgeschichte, unser Energiekonzept, die offene Werkstatt und das Repair Café interessierten.

Organisiert wurde das von der wechange eG aus Berlin, die u.a. die „Karte von morgen“ pflegt, auf der auch die Wunschnachbarn eingetragen sind. So wurden wir auch gefunden und für einen Besuch im Rahmen des Projekts „Civil Society Energy Ukraine“ angefragt, das vom Auswärtigen Amt unterstützt wird. Ziel ist es, Nachhaltigkeit in der Ukraine durch professionelles und bürgerschaftliches Engagement zu fördern.

Im Rahmen des Projektes können über 100 ukrainische Architekt*innen, Ingenieur*innen, Energieberater*innen und Studierende an Schulungen teilnehmen. Fünfzehn davon konnten im November / Dezember in Berlin und Köln Praxisbeispiele besichtigen, um über zukunftsfähige Energielösungen und nachhaltiges Bauen zu lernen und um mit diesen Erfahrungen ähnliche Vorhaben in der Ukraine zu initiieren … sobald das möglich ist.

In der Anfrage hieß es: „Wir wären sehr dankbar, wenn ein Besuch … zustandekommen könnte. Dies würde unseren Teilnehmern ein Stückchen Mut und Inspiration für ihren Kampf um die Freiheit und westliche Werte verleihen.“ Selten haben wir mit mehr Enthusiasmus geantwortet.

Gruppenfoto unserer ukrainischen Besucher*innen (mit zwei Wunschnachbarn im Hintergrund)

Unsere ukrainischen Besucher*innen (mit zwei Wunschnachbarn)

Eiszeit

Knackig kalt wars in den letzten Tagen. Anfangs freute man sich noch über die Eisschicht im Wasserbottich – kommt ja reichlich selten vor – aber irgenwann mochte einem die Überlegung kommen, dass Eis sich ja ausdehnt und eine gehörige Sprenkraft entwickeln kann; dem Eis ist es dabei egal, dass es möglicherweise den Bottich der Wunschnachbarn sprengt. Also Meisel und Hammer aus der Werkstatt holen, Handschuhe anziehen und den Bottich retten. Das Ergebnis sah so aus:

Mehrere Zentimeter dicke Eis-Schicht

Mehrere Zentimeter dicke Eis-Schicht

Apropos Eiszeit: Wer weiß, um wieviel Grad war es während der letzten Eiszeit im Durchschnitt kälter als heute? Laut „Spektrum der Wissenschaft“ 6 Grad Celsius. In diesem Kontext wirkt es doch reichlich gruselig, dass wir uns aktuell auf einem Pfad zu einer globalen Klimaerwärmung um 3 Grad Celsius befinden. Also nicht einfach nur ein bisschen kuscheliger.

Apropos kuschelig: Dank unseres Passivhauses haben es angeblich einige Wunschnachbarn geschafft, bis Mitte Dezember nicht zu heizen.